Raphael Levi & E. J. Gumbel

22.04.2015, 14:00 Uhr  –  Universität Potsdam, Am Neuen Palais 10, Haus 8, Raum 1.45
Institutskolloquium

Christoph Schulte (Potsdam), Annette Vogt (Berlin)

  • 14:00 Christoph Schulte (Potsdam): Raphael Levi, Mathematiker und Astronom des 18. Jahrhunderts
  • 14:30 Coffee break
  • 15:00 Annette Vogt (Berlin):E. J. Gumbel und seine Mathematiker-Kollegen gegen das NS-Regime

Abstracts:

Christoph Schulte
Der jüdische Mathematiker und Astronom Raphael Levi (1685-1779) war ein Schüler von Leibniz. Er war ein Vorläufer der jüdischen Aufklärungsbewegung und ein leuchtendes Vorbild für viele ihrer Anhänger, die Maskilim. Levi hatte als junger Mann autodidaktisch mathematische Studien betrieben, wurde als 17jährige Begabung von Leibniz entdeckt und zu seinem Sekretär gemacht. Nach dem Tod von Leibniz 1716 hat Levi als Buchhalter und Rechenmeister gearbeitet, heiratete, wurde Vater von sieben Kindern und ein angesehenes Mitglied der jüdischen Gemeinde von Hannover. Er hat in Deutsch mehrere mathematische Werke im Bereich von Logarithmen, des kaufmännischen Rechnens und der Währungs- und Wechselkurs-Tabellen geschrieben, in Hebräisch mehrere astronomische Bücher zur Kalenderberechnung des jüdischen Kalenders. 1748 wurde er zu einem Vortrag der Royal Society geladen und reiste nach London: der Höhepunkt seines Ansehens als Gelehrter.

Annette Vogt
In unserer Ausstellung Jüdische Mathematiker in der deutschsprachigen akademischen Welt wird im Detail beschrieben, wie mit Beginn des NS-Regimes in Deutschland sofort Tausende ins Exil flüchten müssen, darunter die politischen Gegner des Hitler Regimes. Der Vortrag gibt einen Überblick über jene jüdischen Mathematiker, die bereits in der Weimarer Republik politisch aktiv waren - als Mitglieder unterschiedlicher Parteien oder beteiligt an politischen Bewegungen, die meist zu den Linken gehörten. Das bedeutete zugleich, dass sie schon vor 1933 gegen Hitler, dessen NS-Partei und deren Anhänger in der akademischen Welt kämpfen mussten. Deshalb gehörten sie zu den ersten, die aus ihren akademischen Positionen gedrängt und in die Emigration getrieben wurden. Der bekannteste Mathematiker, der von Anfang an Widerstand gegen die Nazis leistete, war der Statistiker Emil Julius Gumbel (1891-1966), bis zu seiner Vertreibung außerordentlicher Professor an der Universität Heidelberg. Der Vortrag behandelt einige Aktivitäten E. J. Gumbels gegen die Nazis und ihr Regime vor und nach 1933, darunter Gumbels vielfältige Publikationen in der unterschiedlichen Exil-Presse.

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